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Der Westen sieht sich auf der Verliererstrasse


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Erstellt: 23.10.2008 • Stand: 24.10.2008 • Autor: Dirk Schröder

WER REGIERT DIE WELT?
Der Westen sieht sich auf der Verliererstrasse

So lauteten Titel und Untertitel eines halbseitigen Beitrags in der NZZ vom 23.10.2008. Dieser epochale Text wird nachfolgend auszugsweise zitiert, wobei sich mein "Kommentar" auf die Auswahl und Gliederung beschränkt.

Einleitung: "Das Selbstbewusstsein, mit dem sich vor nicht allzu langer Zeit der Westen zum Sieger der Geschichte erklärt hatte, ist verflogen. Die gegenwärtige Finanzkrise und der längerfristige Aufstieg von Ländern wie Russland und China fügen sich ein in ein pessimistisches Gesamtbild."

"'Who will lead the world?', fragte die BMW-Stiftung an einer Tagung in München. Professoren, Publizisten und Diplomaten erteilten Auskunft, meist klug, manchmal witzig, doch Gewissheit oder auch nur ein klareres Bild vermochten sie nicht zu vermitteln ...
      Die Vereinigten Staaten seien selbstsüchtig und unbelehrbar, die Europäer schwach und allenfalls zur 'Huckepack-Strategie' (Stephan Bierling) im Schlepptau Washingtons in der Lage. Der Westen, jenes amorphe Gebilde beiderseits des Atlantiks, steckt in der Sinnkrise. Es dominieren Pessimismus und manchmal geradezu Selbsthass. Das hochgemute Weltverbesserertum, mit dem man in den neunziger Jahren auszog zu humanitären Interventionen in Somalia oder Osttimor, ist verflogen.
      Der geopoltische Katzenjammer hat drei Gründe:
      >  die Auswirkungen der Finanzkrise,
      >  die Globalisierung mit dem Aufstieg neuer Mächte und
      >  die Erschütterung der vorherrschenden Ideologien.
      Dass China zu den grössten Gläubigern der USA zählt und enorme Dollarreserven besitzt, ... führt in wirtschaftlich turbulenten Zeiten zur Verunsicherung. Je schwächer das amerikanische Bankensystem, umso grösser wirkt der Einfluss Pekings. Wirtschaftliche Macht bedeutet politische Macht, doch ist unklar, wie China diese einsetzen wird. Vor kurzem galten die Staatsfonds Asiens, Russlands und der arabischen Erdölländer noch als Bedrohung der westlichen Volkswirtschaften. Inzwischen halten sie manche bereits für einen Rettungsanker, um die Finanzmärkte zu stabilisieren. Bescheidenheit ist neuerdings eine Tugend, die von Washington bis Berlin hoch im Kurs ist.
      Als grösster Verlierer der derzeitigen Entwicklung erscheinen die Vereinigten Staaten. Die Vormachtstellung Amerikas sei definitiv gebrochen, lautet die vorherrschende Feststellung des Symposiums ...
      Mit dem Zuwachs an Bedeutung von Staaten wie Russland und China haben sich ... die Gewichte verschoben. Die Präsendz indischer oder brasilianischer Politiker an G-8-Gipfeln macht augenfällig, dass die neue Ordnung 'multipolar' und heterogener ist als die auf die verbliebene Supermacht USA fokussierten Verhältnisse nach dem Untergang der Sowjetunion ...
      Russland erscheint heute stärker, weil sich der Westen schwächer fühlt ...
      Das Selbstbewusstsein der westlichen Russlandpolitik in den neunziger Jahren, als man sich noch als Sieger des Kalten Krieges sah, ist ins Gegenteil umgeschlagen ...
      Auch im Wettstreit der Ideologien steht auf westlicher Seite nicht mehr die eigene Stärke, sondern das Bewusstsein für das Prekäre der eigenen Position im Vordergrund. Nicht umsonst fehlt nie der Verweis auf Francis Fuikuyamas 'Ende der Geschichte'. Seine Hoffnung auf den definitiven Sieg der liberalen Demokratie über totalitäre und autoritäre Kräfte erscheint heute als Inbegriff westlicher Hybris. In den Vereinigten Staaten haben nach den auftrumpfenden Neokonservativen die vorsichtigeren Neorealisten die Meinungsführerschaft übernommen. Nur niemandem die eigenen Werte oktroyieren, lautet deren Devise. Den Nahen Osten mittels 'regime change' demokratisieren zu wollen, ist gründlich aus der Mode geraten ...
      Die europäischen Teilnehmer des Symposiums waren Bushs und seines Krieges im Irak ebenso überdrüssig wie der Begeisterung für den Dalai Lama. Werte zur obersten Richtschnur zu erklären ..., gilt weitherum als naiv."

 


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