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Im Niemandsland zwischen Bild und Text


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Erstellt: 31.07.2008 • Stand: 28.08.2008 • Autor: Dirk Schröder

Im Niemandsland zwischen Bild und Text

So war eine sehr ausführliche Rezension in der NZZ vom 24.7.2008 überschrieben, die sich mit dem Buch "Bildtheorie" von J. T. Mitchell (Frankfurt am Main 2008, 491 S., Fr. 53,50) befasste. Der Titel geht auf eine Aussage von Mitchell, Professor für Kunstgeschichte in Chicago, zurück: "Der Raum, der zwischen Bildern und Texten klafft, ist nach Mitchell ein 'Niemandsland', ein 'Ort dialektischer Spannung, des Gleitens und der Transformation'. Damit ist zugleich das Leitbild dieser Aufsätze benannt: Die Argumentation gleitet." Mein Kommentar: Diese Schlussfolgerung des NZZ-Rezensenten ist zu oberflächlich und zu billig, es geht hier um etwas ganz wesentlich anderes.

Die hier zitierten Gedanken von Mitchell gehen indes auf Michel Foucault zurück, der "auf die unüberwindbare Kluft zwischen Sprache und Bild zu sprechen [kam] ... Statt Sichtbarkeit und Sprache ineinander zu übersetzen, gehe es deshalb darum, von ihrer Differenz zu sprechen und die 'unendliche Beziehung', die zwischen beiden bestehe, offenzuhalten."

Mitchell, der auch Mitherausgeber der renommierten Zeitschrift "Critical Inquiry" ist,  wurde in weiten Kreisen bekannt, "seit er 1992 in einem Aufsatz von einem 'pictoral turn' gesprochen hat, der die Sprachdominanz in der Folge des 'linguistic turn' allmählich ablöse." Mein Kommentar hierzu: Es bleibt in der Rezension unbesprochen, was damit gemeint ist. Das damit Ausgeblendete aber ist hochdramatisch. Denn es geht um die Voodoo-mässig geplante geistige Verblödung, von der die weisse Rasse in zunehmendem Masse erfasst ist und die in einem durch technische "Innovation" ständig eskalierenden Überkonsum an Comics, TV, Laptop, Handy, SMS, i-Pod, i-Phone und Pixel-Kamera-Bilder zum Ausdruck kommt. Kleine Episode: In Zürich machte vor einigen Jahre ein Comics-Geschäft zu. In einem Interview erklärte der Inhaber des Geschäftes, den Leuten hätten die Comics "zu viel Text". Auf die Frage, wie es weitergehe, antwortete er: Er mache jetzt ein Comics-Geschäft auf, das nur noch "reinen Porno" anbietet.

Mitchell, dem eine "Bildtheorie" (der Titel seines Buches) vor Augen schwebt, will "nicht länger fragen, was Bilder bedeuten, sondern 'was Bilder wirklich wollen'. In einigen neueren Beiträgen des Bandes wird dieser animistischen Anmutung noch ein eigentümlicher Biologismus unterlegt: Bilder seien 'Pseudo-Lebensformen, die von menschlichen Wirten schmarotzen'. Sie 'bilden ein soziales Kollektiv und führen eine Parallel-Existenz zum sozialen Leben ihrer menschlichen Wirte' ... Mitchell formuliert diese Parasiten-Phantasie im Hinblick auf die soziale Macht der Bilder, die sich bekanntlich gerade im Affekt ihrer Gegner zeigt, sie vernichten zu wollen." Zum Schluss der Rezension heisst es: "Eine 'Bildtheorie' ist dabei bisher jedenfalls nicht herausgekommen."

Sowohl der Buchtitel "Bildtheorie" als auch die Schwerpunktsetzung des Rezensenten lenken vom Eigentlichen ab, das hingegen Michel Foucault erfasst zu haben schien: "Die unüberwindbare Kluft zwischen Sprache und Bild", die "'unendliche Beziehung', die zwischen beiden besteht". Mitchell spricht hier von einem "Niemandsland" und von einem "Raum", ohne dass das hinreichend ausgedeutet wird. Damit gemeint ist nämlich die "verlorene Mitte", die nur durch die aufgezeigte Differenzierung von Bild und Text als Alternative "sichtbar" wird, nicht aber, wenn "Sichtbarkeit und Sprache ineinander übersetzt" werden, was schon Foucault als Holzweg ablehnte.

Die von Mitchell angestrebte "Bildtheorie" ist nur möglich, wenn der Rahmen weit genug gespannt und die "Mitte" hinreichend ausgedeutet wird. Dazu muss man zunächst durch analoges Denken erkennen, dass es um das schicksalhafte Los geht, das spielerisch durch Münzwurf herbeigeführt wird mit der Alternative: "Kopf oder Zahl"! In Wirklichkeit aber ist das Schicksal schon vorherbestimmt, denn in der jüdischen Literatur heisst es zum Thema "Volkszählung": "Wir zählen nicht die Köpfe - so zählt man Rinder - wir zählen 'Nefaschot', Seelen, so wie die Tora es ausdrücklich erwähnt ... Die gesuchte Zahl wurde indirekt erhoben, durch die Zählung von halben Schekeln, von Münzen. Menschen wurden nicht direkt gezählt." Es werden also gar nicht "Seelen" gezählt, sondern "Schekel", ein kabbalistisches Wortspiel, weil "Seele" "Nefesch" NPSh und "Schekel" ShQL denselben Wortwert 430 haben und sich deshalb austauschen lassen. [Braun 159].
Doch das ist nur die halbe Wahrheit und damit gemäss einem jüdischen Sprichwort eine ganze Lüge. Denn ein "halber Schekel" heisst völlig anders, nämlich "beká" BQY und geht auf das hebräische Wurzelverb BQY zurück mit den Bedeutungen "1. spalten; 2. sich eine Stadt eröffnen, erobern; 3. das durch diese Öffnung Hervorbrechende" [Gesenius 111]. Es ist also doch die "Seele" gemeint, genauer: das Immunsystem mit Knochenmark (Gold) und Lymphe (Lymphe) des Individuums, das erobert und zu Geld gemünzt wird. Dazu kommt, dass die 22 Zeichen des hebräischen Konsonantenalphabets zugleich Buchstabe und Zahl darstellen, so dass es auch "Kopf oder Konsonant" oder "Kopf und Text" oder "Rind und Text" heissen kann. Die folgende Tabelle zeigt diese und weitere Zusammenhänge auf, wobei pro Spalte vertikale Analogie gegeben ist:

"Niemandsland zwischen Bild und Text"
Schicksalhafte Alternative: "Kopf oder Zahl"
Bild Raum Text
Bild Niemandsland Text
Bild unüberwindbare Kluft Sprache
Bild unendliche Beziehung Sprache
Bild Differenz Sprache
     
Kopf oder Zahl
Kopf "Kippe" Zahl
Kopf "auf der Kippe stehen" Zahl
     
Visuelle
Abstraktion
Lebendige
Wirklichkeit
Intellektuelle
Abstraktion
Die Macht
der Bilder
Die Macht
der Töne
Die Macht
der Zeichen
"Du sollst dir
kein Bild machen"

AT: Ex 20,4
Musik / Lärm / Geschrei /
Rhetorik / Sprache / Lied
"Denn der Buch-
stabe tötet"

NT: 2 Kor 3,6
Heidenvölker
"Kinder Israels"
Antisemitismus
Verblödung
Die ver-
lorene Mitte
Judentum
"Kinder Jehudas"
Misanthrop
Menschenfeind
"Schweine"
= Allesfresser
Nahrung Koschere Speisen
Kaschruth-Gesetze
     
(Hl.) Geist (Zeitgeist) Sohn Vater
Bewusstsein Lebenskraft Nährboden
Der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse Der Baum des Lebens
 

Der Rand der Münze, auf den diese beim Loswurf kaum zu stehen kommt, wird als "Kippe" bezeichnet (was an "Kippa" erinnert), verbunden mit der Redewendung: "auf der Kippe stehen". Diese Position, beim Münzwurf unerreichbar, ist die "lebendige aerobe Wirklichkeit". Bei "Bild" und "Text" dagegen handelt es sich um "visuelle Abstraktion" und "intellektuelle Abstraktion", wobei das Adjektiv "abstrakt" aus dem Lateinischen kommt für "vom lebendigen Ganzen gelöst". Bild / Kopf und Text / Zahl bewirken also eine Zerstörung der lebendigen aeroben Wirklichkeit, bewirken also ein anaerobes Leben, zumindest solange man sich dem Medium "Bild" und "Text" widmet.

In meiner Bibliothek habe ich das Buch "Die Macht der Bilder" mit dem Untertitel "Antisemitische Vorurteile und Mythen" (Wien 1995), das sich aus jüdischer Sicht gegen Judengegner richtet. Ein weiteres Buch lautet "10 + 5 = Gott" mit dem Untertitel "Die Macht der Zeichen" (Berlin 2004), in dem alles Diesbezügliche aus der jüdischen Welt dargestellt und besprochen wird. Im jüdischen Schrifttum aber heisst es: "Alle Macht ist böse. Über kurz oder lang wird jeder, der über Macht verfügt, diese missbrauchen." [Braun 199]. Dazu aber fehlt nun noch die "Macht der Töne" - die wichtigste Macht überhaupt -, da der Ton (Musik, Lärm, Geschrei, Rhetorik, Sprache, Lied) unmittelbar auf die lebendige Wirklichkeit einwirkt und diese bei Missbrauch negativ verändert, während es sich bei Bild und Text nur um mittelbare Einwirkungen handelt, da sich diese bei entsprechendem Bewusstsein weitgehend vermeiden lassen.

Es stehen sich also - infolge der verlorenen Mitte - Judentum und (aus jüdischer Sicht) "Heidenvölker" feindlich gegenüber. Eine wirkliche Versöhnung, beispielsweise zwischen den Juden in Israel und den einheimischen Palästinensern, ist undenkbar, da diese nur in der Mitte möglich ist bei aerobem Leben aller Menschen. Dann aber heben sich alle trennenden Ideologien von ganz allein auf und an die Stelle der Bilderwelt und des Zeitgeistes des Christentums tritt der "Heilige Geist" als reines Bewusstsein. Der anaerobe "Sohn" steigt vom Kreuz herab und verwandelt sich in die aerobe Lebenskraft, während der "Vater" als "Schöpfer" und "Ernährer" sich als aerober Nährboden offenbart, wo der Mensch täglich neu geboren wird wie der Fötus durch den Mutterkuchen (Nachgeburt / Plazenta) im Mutterleib (Gebärmutter / Uterus). Die "Erbsünde" ist dann erstmals seit 6000 Jahren besiegt, nun aber für ewige Zeiten.

Nachwort: Gewidmet einer Person aus der Innerschweiz, deren durch Adoption entstandener Familienname sich mit ADM (= "Adam") abkürzen lässt und die mir - zu Recht - bereits seit vielen Jahren und bis heute vorhält, dass ich "die beiden Seiten der Medaille" nicht erkannt hätte. Eine weitere Aussage dieser Person war, dass man sich für das richtige Leben in der Mitte befinden müsse. Denn wenn man links oder rechts abweiche, gerate man nahezu irreparabel an die jeweiligen Aussenränder der beiden Seiten. Die Richtigkeit dieser Aussage kann ich hier erstmals - und mit Dank an die betreffende Person für die Hinweise und die Geduld mit mir - klar bestätigen.

 


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