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Klaus J. Stöhlker - Gedanken eines unangepassten Quer- und Tiefdenkers


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Erstellt: 09.06.2009 • Stand: 09.06.2009 • Autor: Dirk Schröder

Klaus J. Stöhlker

Gedanken eines unangepassten Quer- und Tiefdenkers

 
Am 9. Juni 2009 erhielt ich von der Klaus J. Stöhlker AG, Unternehmensberatung für Öffentlichkeitsarbeit in 8702 Zollikon ZH, ein sehr schön aufgemachtes Buch zugesandt mit dem Titel „Am See. Eine Kultur- und Sittengeschichte in 75 Kapiteln“ (Erste Auflage Mai 2009). Verfasser und Herausgeber ist Klaus J. Stöhlker himself, der bekannteste Kommunikationsberater der Schweiz. Auf einer beigelegten Karte schrieb er mit Datum Zollikon 8. Juni 2009: „Lieber Dirk, beiliegend etwas Lektüre zum Anwärmen. Freundlich grüsst Dich Klaus J. Stöhlker“. Mit dem „Anwärmen“ nimmt er Bezug auf unser vorgesehenes Dreiertreffen in Biel, für das ein Tag im Juli 2009 reserviert ist.
 
Ich antwortete noch gleichentags per E-mail: „Lieber Klaus … Die 75 Kapitel werde ich mir so bald wie möglich zu Gemüte führen, ich habe bereits jetzt bei blosser Ansicht der Titel die Gewissheit, dass ich mich sehr darin vertiefen werde.“ Und so war es denn auch: Noch am selbigen Tage las ich das ganze Buch durch, in einer für mich sonst ungewohnten Weise von vorne bis hinten, Satz für Satz, Seite für Seite, Kapitel für Kapitel. Der darin wehende Geist von Klaus J. Stöhlker hat mich sehr berührt: Seine Liebesbeziehung zur „Goldküste“ am Zürichsee, in der mehr als ein Hauch Wehmut mitklingt, seine Beurteilung zu gegenwärtig relevaten wirtschaftlichen Fragen, sein Röntgenblick auf die „Armut“ der Superreichen, sein tiefes Verständnis für die Menschlichkeit hinter gesellschaftlichem Verhalten.
 
Ich habe deshalb beschlossen, diejenigen Auszüge aus diesem Buch, die mir ganz besondern ans Herz oder ins Gehirn gedrungen sind, hier für die Leser meines BLOGs zu zitieren, wobei dies in chronologischer Folge mit Kapiteltitel- und Seitenangabe erfolgt:
 
„Die Schweiz wächst dort, wo Luxus erlaubt wird … Diese Sonderkonjunktur … lässt … alles links liegen, das falsch gestaltet oder ein erkennbar übertriebenes Preis-/Leistungsverhältnis aufweist.“ (Krise oder Sonderkonjunktur am See? Seite 21f.).
 
„Die MBA’s von Harvard und Stanford haben die Wirtschaft in die Krise gerissen, die ‚Meckies’ von McKinsey haben nicht saniert, sondern zu Tode operiert.“ (Nebelzeit 25).
 
„Fünf Kilometer hinter unseren Landesgrenzen interessiert sich niemand mehr für die hausgemachten Probleme der Schweiz.“ (Insel der Seligen? 27).
 
„Das Schweizer Volk, seiner Eliten müde, übt sich mehr denn je in der Kunst der Herrschaftslosigkeit, der Anarchie.“ (Fröhliche Anarchie 28).
 
„Es sind die Architekten, welche uns seit wenigen Jahren diesen Kastenbaustil als fortschrittlich verkaufen … Die Menschen wohnen darin auf Zeit, bis ein Windzug der Wirtschaft sie wieder verweht. Für solche Nomaden der Marktwirtschaft lohnen feste Mauern nicht mehr.“ (Vom Bauernhaus zur Scheune 33).
 
„Jeder fünfte Deutsche verdient weniger als neuen Euro in der Stunde … ‚Angie’ Merkel sollte mehr für die eigenen Leute tun, bevor sie uns belehrt.“ (Die erste deutsche Bettlerin 35).
 
„Allzu weit sind wir mit unserem Zürcher Frühlingsfest [‚Böög’] von den aztekischen Menschenopfern nicht entfernt.“ (Wenn der Böög brennt 36).
 
„Was wohlhabend aussieht, erweist sich als leidend. Dazu zählen auch die sehr reichen Familien, wo die Väter aufgrund ihrer einseitigen Begabung Bankiers und deren Söhne Wirte oder der Vater Industrieller und der Sohn Galerist wurde.“ (Wilhelm Tell heisst heute Roger Federer 38).
 
„Die Zürcher Kantonalbank wird von Binnen-Fluchtgeld überschwemmt. Ihre Zinsen sind weiter unter der Inflationsgrenze, Spesen und Steuern nicht gerechnet. Raiffeisen- und Privatbankiers haben neue Geldsammelstellen eingerichtet. Die Immobilienpreise bleiben hoch; wohin auch in der Not mit dem vielen Geld?“ (Amok an der Goldküste? 45).
 
„Ältere Menschen, darunter viele Witwen, die Aktien von ihren Männern erbten, leben nun in zunehmender Angst.“ (Kleine Leute 49).
 
„So ist auch Gersau, einst freie Republik, das langsam verarmend in eine ungewisse Zukunft mit Zweitwohnungen treibt.“ (Stradivari und Baby 57).
 
„Die Fussballspieler selber sind hochgezüchtete Stars, die Millionen verdienen, weil sie eine kritische Masse besonders dummer Menschen an sich zu binden vermögen.“ (Zürich ist die 08-Hölle 60).
 
„Die Kirche bietet Trost, keine Aufklärung.“ (Überhörte Warnung 67).
 
„In einer Zeit schnellen Wandels ist es gefährlich, sich nur der ‚old boy-networks’ zu bedienen, denn über Vierzig lernen die meisten nicht mehr gerne hinzu. So kommt es, dass eine Bank zusammenbricht, eine Partei, einst gross, jetzt immer kleiner wird. Es ist die Horizontverengung, die solches bewirkt.“ (Die gleichen Freunde 69).
 
„Menschen mit Geist, nein, nicht die MBA-Intellektuellen … leben derzeit besser als Menschen mit Geld.“ (Geist schlägt Geld 75).
 
„Heute dominiert das e-mail, eine zu oft gedankenlos übermittelte Botschaft, die schon optisch nichts darstellt.“ (e-mail oder Grusskarte? 76).
 
„Es gibt kaum Schlimmeres, als an einem düsteren Tag hinter dem Bahnhof Oerlikon durch Zürich-Nord zu gehen. Der Bahnhof und seine Umgebung sind schmutzig und an den ABB-Gebäuden lösen sich schon die Sonnenstoren, Lamellen hängen von eintönigen Fassaden herab.“ (Die andere Mondseite 81).
 
„Manche warten auch bei uns auf eine Immobilienkrise.“ (Es wird teuer 85).
 
„Die Zeit der weissen Herrschaft läuft auch in der Kirchenkultur ab … Jetzt singen wir Lieder der US-Sklaven ‚Let the sunshine in’ und ‚Nobody knows’.“ (Die Zukunft ist braun 86).
 
„Wer über dreissig ist, ist mega-out.“ (Gefährliche Elfenküste 87).
 
„Die bisher zuversichtliche Immobilienbranche meldet Kündigungen von Büros ab Sommer auf breiter Front … Wer Cash hat, zieht ihn von den Banken ab für einen Umbau oder direkt unter das Kopfkissen, denn Zinserträge gibt es nicht mehr.“ (Vor dem Fall?).
 
„Beten oder lesen? Da Gott mir noch nie geantwortet hat, werde ich meine weltliche Lektüre fleissig weiter betreiben. Einen Gegner haben wir gemeinsam: Das Fernsehen; es ist die Droge der Massen.“ (Beten oder lesen?).
 
„Wem fiele es schon ein, in Chicago, Shanghai oder Abu Dhabi wohnen zu wollen? Mehr als drei Tage hält sich niemand freiwillig in diesen barbarisch modernen Städten auf, wo der Mensch zu einer Maus wird.“ (Barbar oder Bünzli? 96).
 
„Unsere Marktwirtschaft ist auf dem besten Weg, grosse Teile unserer jungen Generation zu seelenlosen Objekten zu machen, die nicht ihr Hirn einsetzen, sondern ihren Körper. Weil dieser ein schnelles Verbrauchsgut ist, was jedoch meist erst ab Dreissig bemerkt wird, bleibt nur die Hoffnung auf eine stabile Beziehung. Unsere Goldküste und die anliegenden Orte sind ein ideales Feld, um dieses ‚geile Leben’ hautnahe zu beobachten.“ (Macht Schönheit glücklich? 97).
 
Soweit meine Auszüge, die die Lektüre dieses wundervollen Buches beileibe nicht ersetzen, sondern eine solche eher anregen sollen. Ob man das gerade jetzt erschienene Buch käuflich erwerben kann, ist mir nicht bekannt. Auf der Homepage www.stoehlker.ch wird es noch nicht erwähnt. Wer an dem Buch interessiert ist, nimmt am besten Kontakt mit der liebenswürdigen Portugiesin Ana Correia auf, die das Kommando in der Stöhlker-Telefonzentrale übernommen hat. Man erreicht sie unter ana.correia@stoehlker.ch oder telefonisch unter 044 396 48 88.
 

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