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"Moammar Qadhafi ist ein rachsüchtiger Gewaltherrscher"


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Erstellt: 05.08.2008 • Stand: 21.08.2008 • Autor: Dirk Schröder

"Moammar Qadhafi ist ein rachsüchtiger Gewaltherrscher"
Emanzipation der farbigen Völker I

Mit dem Titelzitat beginnt ein Kommentar von Daniel Binswanger im MAGAZIN vom 2.8.2008 zur gegenwärtigen Krise zwischen der Schweiz und Libyen. Diese wurde ausgelöst durch die  Verhaftung eines Qadhafi-Sohnes und dessen Ehefrau in einem Genfer Luxushotel und deren zweitägige Inhaftierung, weil sie angeblich ihr Hauspersonal misshandelt haben sollen. Der libysche Revolutionsführer konterte unerwarteter Weise mit diversen Massnahmen gegen die Schweiz, was im Lande des Freiheitshelden Wilhelm Tell nicht nur auf Verständnislosigkeit stiess, sondern auch höchst polemische Kommentare hervorrief. So setzt Daniel Binswanger seinen Kommentar zur "Libyen-Krise" wie folgt fort: "Wer noch Zweifel hegt an der Unmenschlichkeit seines Regimes, der lese die Folter- und Vergewaltigungsberichte, welche die bulgarischen Krankenschwestern und ihr palästinensischer Leidensgenosse aus der achtjährigen Haft in Libyen zurückbrachten." Dann ist vom "grössenwahnsinnigen Wüstensohn" die Rede, vom "libyschen Unrechtsregime" und vom "Berserker von Tripolis".

Ganz so "unerwartet" kamen Qadhafis "Willkür"-Reaktionen indes nicht, die Schweiz war "vorgewarnt". Denn bereits am 13.11.2007 hiess es in der NZZ: "Libyen verweigert Swiss-Passagieren Einreise". Dazu wurde berichtet: "Für einen Teil der Passagiere des Swiss-Linienfluges LX 2585 Zürich-Tripolis gab es am Sonntag nach der Landung in der libyschen Hauptstadt eine sehr unangenehme Überraschung: Es wurde ihnen die Einreise verweigert, obwohl sie über gültige Reisepässe verfügten. In diesen fehlte aber eine beglaubigte arabische Übersetzung, welche die libyschen Behörden überraschenderweise zusätzlich verlangten ... Sie mussten deshalb mit dem gleichen Flugzeug wieder in die Schweiz zurückkehren. Die neue Einreisebestimmung wurde von Libyen ohne jede Vorankündigung am Sonntagmorgen um 10 Uhr erlassen ... Betroffen von dieser neuen bürokratischen Hürde sind auch sämtliche anderen Fluggesellschaften, die Libyen anfliegen. Nach Angaben des schweizerischen Konsulats in Tripolis mussten deshalb bereits auch Australian Airlines, Lufthansa und British Airways am Sonntag einen Teil ihrer Passagiere wieder aus Libyen ausfliegen."

Sind diese beiden unverständlichen Ereignisse Ausfluss eines "rachsüchtigen Gewaltherrschers", eines "grössenwahnsinnigen Wüstensohns", eines "Beserkers von Tripolis", Ausfluss eines "libyschen Unrechtsregimes", wie Daniel Binswanger "kommentiert"? NEIN! Sie sind meiner festen Überzeugung nach sehr viel eher als Akt der Auflehnung gegen die ewige Bevormundung und "Kultivierung" der farbigen Völker durch die westlichen Industrienationen, durch die "weisse Rasse", zu deuten. Jetzt wird erstmals "Gleiches mit Gleichem vergolten", und das aus einer zunehmenden Position der Stärke und Unabhängigkeit heraus, etwas, das es für die farbigen Völker seit über 2000 Jahren nicht mehr gab, da ihnen die westlichen Waffensysteme haushoch überlegen waren. Doch vom bisherigen Platzhirsch USA wird das Röhren immer schwächer und das vernehmen nicht nur seine potentiellen Nachfolger, sondern auch die von ihm bisher Unterdrückten: "The financially strapped US is unable to handle with its stretched-on-the-limid military", heisst es in einem Bericht, der mir am 5.8.2008 von gutinformierter Seite zugesandt wurde. Das Ende des besagten "Platzhirsches" USA ist damit ebenso vorgezeichnet wie das Ende der Vorherrschaft seiner Dollar-Währung und der weissen Rasse über den Rest der Welt. Wer die Welt weiterhin aus der eurozentrischen Perspektive sieht und beurteilt, wie Daniel Binswanger dies musterhaft und im Höchstmass polemisch tut, ist damit auf beiden Augen zukunftsblind und führt den, der ihm zuhört, in die Irre.

Libyen ist eine Sozialistische Volksrepublik, die Schweiz ein Republikanischer Bundesstaat. Die Unverträglichkeit dieser beiden Seiten ist systemisch vorprogrammiert und entspringt dem Grundgesetz der ewigen Willkürherrschaft der Hintergrundmächte: "Teile und herrsche!". Der Staat Israel im Nahen Osten, 1948 durch einen Willkürakt im Feindesland gegründet, behauptet, eine "Parlamentarische Republik" zu sein. Doch Israel hat seit seiner Gründung bis zum heutigen Tage, also seit 60 Jahren, noch nie eine Verfassung gehabt. Ein Staat, der eine Verfassung hat, ist ein Rechtsstaat. Ein Staat, der keine Verfassung hat, ist ein Unrechtsstaat. Libyen hat eine Verfassung, Israel nicht. Israels Verfassung ist nicht die Tora, sondern seine haushoch überlegene Waffengewalt. Warum schiessen sich die westlichen Journalisten nicht auf Israel, den gottlosen Unrechtsstaat, ein? Dort gäbe es wohl einiges mehr an Willkürmacht zu kritisieren als an Libyen.

Die westlichen Staaten, ihre politischen Vertreter und die westlichen Medien müssen von ihrem hohen Ross heruntersteigen und sich eine neue Strategie für den Umgang mit den farbigen Völkern zurechtlegen, bevor sie ihnen von aussen aufgezwungen wird.

Nachtrag vom 21.8.2008: In der Gratiszeitung NEWS vom 14.8.2008 hiess es zum Verfahren gegen Hannibal Gaddafi, den Sohn des libyschen Staatschefs: "Justiz schont Gaddafi nicht. Staatsanwalt und Kläger halten an Strafverfahren gegen Hannibal fest". Den einzigen gangbaren Weg zeigte Christoph Chylewski (Schönenbuch) in seinem Leserbrief in der NZZ vom 21.8.2008 auf: "Der Kanton Genf ist mit dem Fall Hannibal Ghadhafi überfordert (vgl. 'Genfer Justiz setzt Ghadhafi-Verfahren fort', NZZ 14.8.08). Es handelt sich ja um eine aussenpolitische Angelegenheit, und die Kantone dürfen keine Aussenpolitik treiben. Dafür ist einzig der Bundesrat zuständig. Dieser hat dem Kanton Genf nichts zu befehlen, und er soll auch keinen obskuren 'Druck' ausüben. Die einzige saubere Lösung ist es, dass der Bundesrat ein Gesuch an die Genfer Regierung stellt, die Strafverfolgung gegen Hannibal Ghadhafi einzustellen. Auf ähnliche Weise wurde seinerzeit die Zerqa-Affäre gelöst." Bravo! Ein Laie steckt hier die gesamte Diplomatie in die Tasche.

 


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