DAS WEF
Geschichte, Struktur, Politisch-Ökonomische Ziele
„Der Wirtschaftskrieg existiert tatsächlich jeden Tag
real und er ist, auf eine subtilere Art, für eine Anzahl
an viel grösseren Verbrechen verantwortlich als jene,
die wir anzuprangern pflegen.“(Zitat von Seite 10)
Vorbemerkungen von Dirk Schröder: Den nachfolgenden Text fand ich am 23.6.2010 rein zufällig, als ich im Google den Suchbegriff „WEF 1985“ eingab, um für die Arbeit am BWB 184 festzustellen, ob es zu dieser Zeit das WEF bereits gab und meine Erinnerung stimmte. Dabei stiess ich bei den Belegen bereits auf Seite 1 unter „DAS WEF“ auf den nachfolgenden Text. Ich habe diesen inhaltlich nirgendwo verändert, füge jedoch bei Bedarf meinen Kommentar als Fussnote hinzu. Ausserdem habe ich die Schrift von Verdana 10 auf Times New Roman 12 abgeändert und auch die relative kurzen Zeilen auf seitenbreiten Flattersatz korrigiert (uff!), zudem die Grammatik, Gross- und Kleinschreibung, Rechtschreibung und Interpunktion in ein richtiges Deutsch abgeändert und Hervorhebungen im Text (fett und schräg) und Gliederungen im Text vorgenommen.
HINWEIS: Durch Aufgaben mit höherer Priorität wurde die Bearbeitung dieses Textes unterbrochen und erst am 14.7.2010 wieder aufgenommen und dann in den BLOG meiner Homepage übernommen.
BEACHTEN SIE BITT, DASS DER NACHFOLGENDE TEXT (12 Seiten) AUS DEM JAHR 2002 STAMMT UND VON ANDERER SEITE AUS DEM FRANZÖSISCHEN ÜBERSETZT WORDEN IST
Ein paar einleitende Worte
Diese Broschüre ist der Versuch, die Zusammenhänge rund um das WEF zu ergründen, die Geschichte und Struktur dieser Institution zu beschreiben, ihre politische Strategie auf verschiedene gesellschaftliche Felder zu hinterfragen, sowie einen Überblick über die politischen und wirtschaftlichen Ziele der im WEF organisierten Konzerne (!) zu liefern. Den Text haben wir aus einer Broschüre einer Gruppe aus Genf übernommen, aus dem Französischen übersetzt und leicht überarbeitet. Durch den Fokus dieses Textes auf die Institution WEF, ihre organisatorische Struktur und die personellen Verstrickungen soll
keineswegs einem verschwörungstheoretischen Erklärungsansatz Vorschub geleistet werden. Das WEF ist eine konkrete Institution des kapitalistischen Ausbeutungssystems. (!) Dieses Ausbeutungssystem beruht auf ökonomischen Gesetzmässigkeiten, das WEF ist nur eine personelle Realität des kapitalistischen Unterdrückungsverhältnisses. In der konkreten politischen Aktion reicht es nicht, nur "das System", "das Kapital" oder "den Staat" anzugreifen, sondern es muss das Ausbeutungssystem und jene, die es stützen, benannt werden. Genau dieses Ziel verfolgt die vorliegende Broschüre. Die Broschüre wurde kurz vor dem europäischen WEF-Gipfel in Salzburg 2002 verfasst. Da in diesem Text sehr detaillierte Informationen enthalten sind, wollen wir diesen weiterverbreiten.
Zum Aufbau der Broschüre
1. Darstellung der Fakten
Anfangs beschreiben wir, was in Davos passiert und stellen die geschichtlichen Etappen des Erschaffens dieser Institution dar, was dann die Darstellung der verschiedenen Organe, dank welcher das WEF mit den politisch-ökonomischen Institution dieses Planeten die Fäden zieht, erlaubt: Wie das WEF seine Macht auf die politische Welt und die UNO sichert. Wie es den reformistischen Protest ausnützt. Wie die Institution in ihr Projekt Wissenschaft und Technik einreiht. Wie sie die Kultur formt. Wie sie die Medien einsetzt.
2. Das "Nichtgesagte" der kapitalistischen Ethik
Wir gehen von Fakten aus - im Speziellen eine Untersuchung über DuPont de Nemours und Monsanto - um dadurch die nichtgesagte, aber nicht weniger effektive Ethik aufzuzeigen. Jene implizite Ethik kommt aus unserer westlichen kapitalistischen Welt. Sie ist nicht das Machwerk von einigen besonders "wilden" KapitalistInnen.
1. Darstellung der Fakten
1.1. Einführung
Kurze Geschichte des WEF, der Entstehung der mit ihm verbundenen Einrichtungen (Gruppen), der Entwicklung seiner Ambitionen und seiner Wichtigkeit für die weltweite Entscheidungsebene.
1.2. Das WEF: Eine Entscheidungsstruktur des kapitalistischen
Imperialismus.
Was passiert jedes Januarende in Davos?
Das Forum von Davos ist im Wesentlichen eine perfekt organisierte Kontaktbörse, in der die Banken die privilegierten Momente konstituieren. Das zufällige Zusammentreffen der "richtigen Personen" an einem Tisch kann sich in einen Vertrag über mehrere Millionen verwandeln. Schwab ist für sein Wissen, die Spitzenpositionen der Unternehmen nach ihren wechselseitigen Bedürfnissen zusammenzuführen, angesehen. Es gibt auch Momente der Entspannungspolitik, wo den Konferenzen ebenso ernste wie wichtige Bereiche für die Weltöffentlichkeit vorgelegt werden, wie "die Verschmelzungsprobleme von Partnern, die fusioniert haben." Aber seit einigen Jahren ist dieser Kongreß nicht nur ein Treffen angereister Unternehmen. Seine Ambition ist nun ein verstärkter politischer Einfluss. Er ist ein zentraler Teil im Gebäude der weltweiten kapitalistischen Beherrschung. Schwab ist, nicht ohne Grund, stolz, verkünden zu können, dass das Forum das Zentrum der Macht ist, weil es zeitgleich die ökonomischen und politischen EntscheidungsträgerInnen sowie RepräsentantInnen der UNO, Weltbank und des IWF zusammenzuführen weiss. Die von Schwab gegründete Fondation ist das ganze Jahr hindurch auf fünf Kontinenten aktiv. Sie spielt die Rolle einer Schnittstelle zwischen der Globalisierung der Märkte und den Regierungen. NGOs und andere RepräsentantInnen der Zivilgesellschaft, jene, die
KritikerInnen des WEF sein sollten, werden geschluckt, falls sie es riskieren, bei diesen kapitalistischen Wortgefechten teilzunehmen. Die Konferenzen des jährlichen Meetings in Davos dienen auch als Propagandabühne der globalen Vision der Elite der Neuen Weltordnung. Die globale Aristokratie, die die Weltmacht innehat, sagt von sich, eine stichhaltige Perzeption zu haben, welche "gut" für die Humanität ist. Auch organisiert sie politische Debatten über das Einheitsdenken. Es geht vor allem darum, die ultraliberale Strategie den SpitzenpolitkerInnen der europäischen Sozialdemokratie, der einzigen
von den globalen Aristokratien anerkannten Alternative, verständlich zu machen, weil einzig sie fähig ist, die neoliberalen Pläne bei Bewahrung des sozialen Friedens zu realisieren - 4/5 der Länder der Europäischen Union haben sozialdemokratische Regierungen.
Historische Entwicklung, Finanzierung und Struktur der Fondation
Nach einem ersten Zusammentreffen im Jahr 1970 gründete Schwab im Folgejahr das "Europäische Management Forum", eine Vereinigung ohne lukratives Ziel, die das WEF wurde, nachdem sie unter dem Namen "Sommet de Davos" bekannt geworden war. Sie wurde
1976 eine Organisation, die sich aus Mitgliedern, welche nach Wichtigkeit ihrer Geschäftsbereiche oder deren politischen Einfluß ausgewählt wurden, konstituiert. Der finanzielle Flügel ist aus einigen tausend Multinationalen zusammengesetzt. Auf diese Gründung folgte 1976 das erste Symposium der führenden arabischen und europäischen Geschäftsleute, im Folgejahr nahm die Fondation durch den Zusammenschluss des Lateinamerikanischen und Europäischen Symposiums internationale Dimension an. Auch muß angemerkt werden, dass der jährliche Gipfel in Davos nur die Spitze des Eisbergs des neoliberalen Wahnsinns ist (!); Er ist aus gelegentlichen Treffen hervorgegangen, die genug Gelegenheiten bieten, um örtlich die Vollständigkeit der Westlichen Ökonomie zu fördern und zu verkörpern. Das WEF ist ein Klub, in dem jedes Mitglied einen jährlichen Beitrag von 12.500 (für Banken 15.000) zahlt. Um Teil des Klubs zu sein, muss ein Unternehmen beweisen, jährlich mindestens 1 Milliarde Dollar zu handeln. Die Banken müssen mindestens 1 Milliarde Dollar an Kapital kontrollieren. Tatsächlich gibt es verschiedene Kategorien der Teilnahme am WEF:
● Die "Global Growth Companies" umfassen beispielsweise alle Unternehmen, die besonders schnell im Wachstum sind,
● die Kategorie "Regional Membership" erlaubt die Integration jener Unternehmen, die ein strategisches Interesse an speziellen Regionen repräsentieren,
● die "knowledge partners", hauptsächlich Finanzberater oder
● die "institutional partners" wie Sun Microsystem Inc.
Die Letzteren zahlen jährlich 250.000 mehr als den normalen Mitgliedsbeitrag. Die Unternehmen, die einen Administrator zum jährlichen Gipfel entsenden, zahlen zusätzlich zum Mitgliedsbeitrag 9.000 F für ein Eintrittsticket, Hotel und Nächtigung nicht inkludiert. Die Politiker und die Journalisten sind ihrerseits dankenswerterweise eingeladen. Auf der von 5 Ko-Präsidenten konstituierten jährlichen Präsidentschaft des Gipfels, haben 4 - BP, DuPont, Deutsche Bank, Sara Lee - das WEF in der Höhe von 78.000 und 250.000 gesponsert. Diese jährliche Präsidentschaft des Gipfels versicherte den Ko-Präsidenten per Mikrophon vielschichtige Interventionen und Privilegien. Im Großen und Ganzen ist die geopolitische Rolle der Treffen in Davos die Aktivitäten des Quartier Generals, die Vereinigung, die sich in Cologny (Kanton Genf) befindet, zu bestimmen. Dieses organisiert die regionalen Gipfel des Neoliberalismus - die letzten fanden (zum Zeitpunkt des Verfassens der Broschüre) in Melbourne, Indien und Mexiko statt. Das Quartier General koordiniert und stellt auch Verbindungen zwischen den verschiedenen Gruppen, die aus der Fondation entsprungen sind, her. Etwa 300 Experten aus politischen, ökonomischen, sozialen, kulturellen und technologischen Bereichen konstituieren das Forum Fellows (Forum des Copains), das die Aktivitäten der Gründung unterstützt. 1996 formierte sich der Rat des WEF, in dem Maurice Strong ein Ko-Präsident ist. Diese Persönlichkeit ist gleichzeitig persönlicher Berater von Kofi Annan. Er überschüttet den Generalsekretär mit Direktiven zur Reform der Institutionen der UNO. Aber Strong ist auch Berater des Weltbankpräsidenten, James Wolfensohn, und gleichzeitig Präsident des Earth Councils sowie des World Resources Institute. Der Rat des WEF ermöglicht es, die Mitglieder der Fondation in die getroffenen Entscheidungen der jährlichen Treffen in Davos zu integrieren. Dieser Rat ist aus 40 bedeutenden Personen zusammengesetzt, die die Mitgliederunternehmen repräsentieren. Die Republik Schweiz und der Kanton Genf sind dort durch Guy Fontane repräsentiert. Einige könnten überrascht sein, unter den größten multinationalen Unternehmen, die den WEF konstituieren, eine politische Einheit zu finden. Aber die Arroganz des kapitalistischen Systems hört nicht an den materiellen Grenzen auf, es ist auch vehement bemüht, die Denkkonzepte und -haltungen umzuwandeln: Republik und Kanton sind heutzutage überholte Termini; eine Republik ist für sie nichts anderes als ein Unternehmen! Das Einkommen der Fondation betrug 1999 32 Millionen Dollar, das sind 57% mehr als im Jahr 1995. Das Forum in Davos bringt alleine 10 Millionen Dollar ein, der Rest kommt von den weltweit organisierten Konferenzen. Der Gewinn kommt der Gründung Schwab zu, der Organisation "ohne lukrative Ziele". Diese wurde 1998 gegründet, um Interessenskonflikte zu vermeiden. Schwab deklarierte, nicht von seiner Situation als Organisator zu profitieren, da er nicht mehr als ein Jahresgehalt von 225.000 bezieht. Trotz seines "mageren" Gehalts besitzt er immenses Kapital: Er war in der Lage, auf einen Schlag 80% der 23 Millionen Dollar, welche die Einrichtung des Quartier General kostete, zu zahlen. Trotz dieser Vorfälle sieht sich der Gründungsvater von seinen Schäfchen wegen des persönlichen Profits, welchen er aus seiner Situation zieht, kritisiert. Zum Beispiel:
● Ein start-up –121– das Hans Jürg Schwab[1] gegründet hatte und an deren Spitze er steht, erhielt seit 1987 eine privilegierten Platz in Davos. Schwab erhielt die Stock-Optionen dieses Unternehmens.
● Er wurde in den Verwaltungsrat der kalifornischen Managementfirma der Internetkompanie USWeb nominiert, eine Unternehmen, das – welch Überraschung – einen Vertrag in der Höhe von 8 Million Dollar mit dem WEF ausgehandelt hat. 15 Tage später erhielt er 25.000 Aktien des Unternehmens mit einem Gesamtwert von 750.000 Francs.
Die Welt unter der Herrschaft eines Klubs der Financiers und Unternehmer
Mensch könnte glauben, dass dieses private Forum alle Anstrengungen unternimmt, seinen Weg den demokratischen politischen Institutionen vorzulegen. Aber, wir werden sehen, dass das Übel weit reichender ist. Der WEF repräsentiert eine ganze Lobby - die 1.000 größten Multinationalen Unternehmen – und das WEF ist es auch, das den PolitikerInnen die Direktiven aufzwingen, auch wenn diese "demokratisch" sind. Aber diese Herren der Welt kontrollieren nicht nur die Politik; die Medien, die Technologien und selbst die Kultur und Kunst – wovon sie die westliche und populäre haben – sind Teil der strategischen Zielscheibe.
1.3. Darstellung einiger Verbindungslinien zwischen den politisch-ökonomischen Institutionen größten Ausmaßes.
WEF, CCI, WTO: drei Facetten der gleichen Einheit
Die Kammer des internationalen Handels (CCI), die sich selbst den Beinamen "Weltorganisation der Finanzwelt" [2] gibt, ist heutzutage die weltweite Organisation der Unternehmen, deren Mitglieder in allen Winkeln der Welt verteilt sind, geworden. Unter den Mitgliedern findet Mensch die größten Unternehmen der Welt, wie Microsoft, Nestlé, BP oder Daimler Chrysler etc. Diese Unternehmen benützen die Tribüne der Internationalen Handelskammer (CCI), um den Regierungen, den NGOs, der WTO oder der OECD ihre Positionen zu den großen aktuellen Problemen des internationalen Handels aufzuzwingen.
Diese Delegationen nehmen an bestimmten Beratungen der Regierungen und Organisationen teil. Vor der Nominierung zur Generalsekretärin der Internationalen Handelskammer im Juli 1996 war Frau Cattaui Generaldirektorin des Generalquartiers des WEF in Genf. In dieser Funktion hat sie das jährliche Treffen, das bereits örtlich in Davos beim Gipfel von Dr. Schwab war, integriert. Die Internationale Handelskammer (CCI), einer der multinationalen
Akteure, der sich intensiv für das MAI [3] eingesetzt hat, ist gleichzeitig die internationale Finanzvereinigung, die am engsten mit dem Sekretariat der WTO verbunden ist. Einen Erklärungsansatz der engen Beziehungen zur WTO bietet die Tatsache, dass die Arbeitsgruppen zum Welthandel und zur Investitionspolitik des CCI von Arthur Dunkel dirigiert werden, dem Generaldirektor des GATT während der Uruguayrunde. Dunkel hat gleichzeitig einen Sitz auf der Tribüne der WTO, sowie in der Direktionsetage von Nestlé, dessen Direktor, Helmut Maucher, ebenfalls einer der Vizepräsidenten der Internationalen
Handelskammer (CCI) ist. Man sieht, es handelt sich hierbei darum, die Welt unter die Herrschaft des Kapitalismus zu bringen, die "Liberalen" genieren sich nicht, ein Maximum an strategischen Posten zu besetzen und heiter die Funktionen zu multiplizieren.
Die Schweiz: Polizei des WEF, finanziert durch das Volk!
Europa ist durch 430 Unternehmen repräsentiert, hiervon 72 aus der Schweiz, 62 deutsche, 61 britische, 57 französische. Nordamerika hat 262 Repräsentanten, hiervon kommen 228 Firmen aus den USA. Japan mit 34 multinationalen Unternehmen und Indien mit 31 sind die am meisten vertretenen Länder aus den 131 asiatischen Mitgliedern des WEF. Die "neutrale" Schweiz, das sich nicht in "humanitären Einsätzen" engagieren will, "um den Frieden" zu erhalten, diese kleine Schweiz mit 7 Millionen EinwohnerInnen (ca. 1/1000 der Weltbevölkerung) besitzt einen privilegierten Platz – dies ist ein Euphemismus – in dem Unternehmen, das die kapitalistische Integrität auf den ganzen Planeten ausweiten will. Lauschet dem Urteil der 7 Weisen der Schweizer Regierung über den WEF: "Der Bundesrat hat am 28. Juni die außerordentliche Bedeutung und die außergewöhnlichen Auswirkungen des WEF für die internationalen Interessen der Schweiz unterstrichen. Es handelt sich um eine der allerwichtigsten ökonomisch-politischen Institutionen der Welt. Dies ist der Grund,
weshalb die Confoederation (CH) dem Canton des Grisons seine personelle, materielle und finanzielle Unterstützung zugesichert hat. Die Confoederation übernimmt ebenfalls 80% der hinzukommenden Kosten, verbunden mit Verpflichtungen. Sie versichert gleichzeitig das Bemühen hinsichtlich der Koordination der Einsatzgruppen unter der Autorität der Bundespolizei." Polizei und Armee sind im Einsatz, um einen Privatklub zu beschützen, dem "außerordentliche Bedeutung" zugemessen wird, ebenso außerordentlich wie das finanzielle Bemühen der Confoederation – und daher des Volkes – sind diese auch aussergewöhnlich. In den Staatskassen die Mittel zu finden, um einen Privatklub der Allerreichsten der Welt zu beschützen – eine weiteres Mysterium der Logik der "zivilisierten Welt".
Die Vertraulichkeit der Beratungen
Um den Charakter eines Clubs - oder zusammengehöriger Gruppen – zu stärken, entwickelte die Gründung WELCOM (World Electronic Community), um den Zugang zu seinen Aktivitäten, seinen Mitgliedern und den Sondergästen zu limitieren. WELCOM ist das erste
elektronische System, das erlaubte, in privaten und weltweiten Rahmen Mitglieder und Konstituenten der Fondation zu treffen. 1997 wurde beschlossen, aus diesem ein
Videokonferenzsystem zu entwickeln, mit dem Ziel, die kurzzeitig etablierten Kontakte über den Gipfel hinaus aufrecht zu erhalten, aber ebenso dem Ziel, eine bessere Koordination zwischen politischer und ökonomischer Welt sowie eine Lösung der internationalen Krisen voranzutreiben. Auch strebt das WEF danach, mittels Videokonferenz die ausländischen Hauptinvestoren und den Premierminister mitsamt Kabinett eines Landes, das einen Wechsel der politischen Richtung erleben könnte, zusammenzuführen. Dieses Projekt wird vom Neffen Schwabs, Hans-Jürg Schwab, geleitet; Es blieb bis jetzt ergebnislos. Dieses sichere, private Netzwerk musste von Advanced Video Communications entwickelt werden, eine vom WEF in Boston gegründete Gesellschaft, die von Mark Friedell in Zusammenarbeit mit Microsoft, Hewlett Packard, Arthur Andersen, Intel und schließlich Swisscom – natürlich alle Mitglieder der Gründung – geleitet wird. Es war vorgesehen, dass die "Hausmeister" des Quartier Generals in Cologny auf Forderungen und Reklamationen der Benützer rund um die Uhr antworten können. Die "Hausmeister" sollen aus SpezialistInnen der Wharton School in Harvard, der Brooking Institution in Washington oder unter anderem der Hong-Kong Universität ausgewählt werden.
1.4. Der Einfluß auf politischer Ebene.
Die aktive Beteiligung des WEF bei der "liberalen Befreiung" der Welt
Die politische Dimension wurde schon immer klar präsentiert. Bereits 1970 lud Schwab die europäischen Staatsoberhäupter zu einem informellen Treffen in Davos im Januar 1971. Das Ziel war es, eine kohärente Strategie für die wirtschaftliche europäische Welt zu diskutieren,
um sich besser in den globalen Marsch zu integrieren. Seit der Ölkrise hat das Forum der Manager die Integration in politischen, ökonomischen und sozialen Dimensionen in ihren Machtbereich beschleunigt. Das Ziel des Forums war es, existierende Regierungen außerordentlich unter Druck zu setzten, so dass sie sich der neuen ökonomischen Weltordnung, bestimmt durch das internationale Finanzwesen, beugten. Schon seit 1973 sind die Foren in unterschiedlichen Ländern organisiert. Sie vereinigen die RepräsentantInnen der
Wirtschaft sowie politische und wirtschaftliche FührerInnen der spezifisch ausgewählten Länder. Bereits ab 1977 ist diese Art von Forum auch in Ländern auf dem "Weg zur Entwicklung" organisiert, was erlaubt, diese in den weltweiten Handel zu integrieren. Innerhalb von 22 Jahren hat dieses Forum mehr als 500 Treffen organisiert, davon 30 im Hauptquartier der Gründung in Genf. Seit 1982 finden diese Meetings, auf denen die einflussreichsten Kabinettmitglieder der Staaten die Direktoren der Institutionen wie Weltbank, IWF und GATT treffen, in Davos statt. Aufgrund seiner Relaisfunktion zwischen wirtschaftlichem und politischem Milieu spielt die Fondation eine essentielle Rolle bei der Gestaltung des globalen Kapitalistenparadieses:
● Schon seit den 80ern spielt sie eine substantielle Rolle bei den chinesischen Wirtschaftsreformen
● Beschleuniger des Fortschrittes der Uruguay Runde 1982, die zur Gründung der WTO führte.
● nach China konzentrierte sich der WEF seit 1985 auf Indien. Es ging darum, zwei Ländern, die ein Drittel der Weltbevölkerung darstellen, den Kapitalismus zu indoktrinieren.
● bereits zwei Jahre vor dem Fall der Mauer begann der Wirtschaftskrieg um den Osten: Diskurs von Genscher, Außenminister der BRD während des Forums von 1987, in dem er den WestlerInnen riet, mit der Sowjetunion Gorbatschovs zu kooperieren
● Versöhnung zwischen Türkei und Griechenland bezüglich der Zypernfrage führte zu einer gemeinsamen Erklärung der Kanzler Papandreou und Ozal im Jahre 1988
● erste Diskussion zwischen nord- und südkoreanischen Ministern in Davos,
● 1989 Beschleunigung der Vereinigung Deutschlands: 1990 Treffen in Davos zwischen Kanzler Kohl und Premierminister Modrow
● bilaterale Kontakte zur Normalisierung der Beziehungen mit Vietnam,
● Davos 1990 - das erste private Treffen vereinigte alle patriotischen Politiker Südafrikas und fand 1990 im Generalquartier der Gründung in Genf statt. Jenem folgte das Treffen Mandela /de Klerk 1992 in Davos
● Profilierung dank der Rolle des offiziellen Beraters auf der Weltkonferenz in Rio 1992
● Treffen Arafat/Peres im Jahre 1994, das zur Konferenz in Kairo 1997 führte
● der Gipfel spielt 1995 eine Hauptrolle bei der Beratung über die Ausbreitung des Mercosur (gemeinsamer Markt zwischen Argentinien, Brasilien, Chile; seit 1996 Paraguay und Uruguay)
● Initiator der wirtschaftlichen Konferenz des Nahen Ostens und Nordafrikas in Kairo
● als Vicedirector des Komitees zur Planung der UNO ist Schwab auf den besten Positionen um auf das Abkommen von Dayton 1995 zu reagieren. Auch waren auf dem Forum 1996 fast alle Leader der neuen Staaten am Balkan vertreten
● Dieses Jahr der Plan Colombia.
Ist es der Größenwahn Schwabs, der ihn anscheinend rein politische Projekte, die sich in Davos abspielen, veranstalten lässt? Keinesfalls. Die Multinationalen, vorderste Mitglieder des WEF, haben hier (bzgl. Plan Columbia) größtes Interesse: Es gibt 42 transnationale Unternehmen, die permanente Mitglieder in Davos sind und massiv in Kolumbien investieren: 30 aus den USA, 4 Schweizer (Novartis, ABB, Sulzer, Nestlé), 2 Französische (Alcatel,
TotalFinaElf), 2 Deutsche (DaimlerChrysler, Siemens) und 1 Englisches (Rio Tinto Mining).
Unter ihnen die drei "Kavaliere der Apokalypse" des OGM: Novartis, Cargill und Monsanto. Monsanto ist auch der Hersteller von Glysophat ("Roundup"), ein chemisches Entlaubungsmittel, verwendet um Cocapfanzen zu vergiften (und den Rest der Flora, die Bäuerinnen/Bauern,...). Budget für die Ausräucherung: 300 Millionen pro Jahr, und das seit 6 Jahren ... Auch im Bereich transnational - besonders kriminell: Rio Tinto Mining: verwickelt in diverse Massaker und Monstrositäten in Indonesien, Papua, den Philippinen, Namibia, Madagaskar, ... TotalFinaElf ist in die Zerstörung der indigenen Gemeinschaften in
Equador verwickelt. Es existieren einige weitere Öl-/Minenunternehmen: Mobil, Texaco und Exxon. Jene haben eine der größten Kohlenminen der Welt der indigenen Bevölkerung gestohlen. Eine Eisenbahn und eine private Route transportieren die Minerale direkt zu einem privaten Hafen an der Küste. Die ganze Produktion und die Dollar verschwinden direkt im Ausland, nichts außer dem fallout hinterlassend. Es gibt dort auch ABB und Enron (großer Feind der BarrikadenstürmerInnen in Indien, was macht Enron dann in Kolumbien?)
Die Instrumentalisierung der Vereinten Nationen
Dank der Bildung des Business Consultative Councils im Jahr 1998, das 30 weltweite Führungspersonen und hohe Funktionäre der UNO zusammenführt, erlaubt der WEF das Eintreten einer permanenten Beziehung zwischen der Wirtschaftsgemeinschaft und dem System der Vereinten Nationen, das der UNO angebotene Objekt war die Unterstützung im wirtschaftlichen Bereich. Im Gegenzug wurde die UNO funktionalisiert, um die Neue Weltordnung voranzutreiben. Wie Dr. Schwab in einer Ausgabe der "Chronik der Vereinten Nationen" sagte: "Die Vereinten Nationen befinden sich nun in einer einzigartigen Position, die es ihnen erlaubt eine Rolle des Katalysators zu spielen, in einem Prozess, der in einer Form der gerechteren Globalisierung enden könnte. Ihr Mandat war größtenteils im Bereich der Erhaltung des Friedens definiert. Aber die Organisation kann gleichzeitig ein zentrales Objekt in unserer mehr und mehr interdependenten Welt vorantreiben: Die ökonomische Sicherheit und Reichtum für alle." Mensch muß wirklich eine extremer Global Leader sein, um Menschen für variable Ökonomien zu halten. Jetzt, da die "variablen Ökonomien" aktiv werden und sich auf die Straßen trauen, um gegen sie zu demonstrieren, bedienen sich die Leader von nun an Zwangsmitteln, um die Aufständigen zu "beseitigen". Es war eine gewagte
Sache, die kühle Haltung zu sehen, als die Amerikaner die Verbindung zur UNO generell aufrechterhielten. Falls es von der UNO nichts Großartiges zu erwarten gibt, dürfen die Völker von nun an das Schlimmste fürchten: Mensch kann erwarten, dass die Vereinten Nationen die weltweite Institution wird, die "demokratisch" die Pläne des Kapitals legitimiert.
Der Nutzen des reformistischen Protestes, um eine weltweite kapitalistische Herrschaft zu legitimieren
Im Jahr 1998 startete die Internationale Handelskammer eine Pseudokampagne, die erklärte, dass die UnternehmerInnen bereit seien, auf die Wünsche der repräsentativen und demokratischen Organisationen zu hören. Dies ist lediglich eine Methode zur Legitimation der brutalen Repression gegen die autonome und radikale Bewegung. Heutzutage hat diese Strategie eine derartige Dimension angenommen, dass die glücklichen OrganisatorInnen der Wirtschaftsgipfel gar nicht mehr die Unverschämtheit haben können, jedesmal einen
Gegengipfel für die "demokratischen RepräsentantInnen der Zivilgesellschaft" zu organisieren. Das Ziel ist es, radikale Bewegungen von ExtremistInnen erkennen zu können, mit dem Ziel, sie zu isolieren. Hat Susanne George nicht von den "Hooligans von Seattle" gesprochen? Die "linke Intelligenzschicht" ist oft höflicher als diese mit Schwab und seinem Forum. Es ist wahr, dass Schwab sich viel Mühe gibt, einen Platz für die Pseudo-Protestaktionen zu schaffen und sein Vokabular zu wählen. Auch kann Mensch in dem Programm für das Forum von Davos im Jänner 2000 seine folgenden Perspektiven lesen:
● vernünftige Globalisierung
● dauerhafte Entwicklung
● Schaffung eines Preises in der Höhe von 1 Million für einen "sozialen" Unternehmer
In diesem Jahr haben die "Freunde der Erde", Greenpeace und Oxfam, die Einladung durch die ökonomische Weltregierung akzeptiert, um über Themen, die die Rolle des Baumes, der den Wald versteckt [4], zu spielen scheinen, Glossen zu reißen. Der Philosoph Umberto Eco hat dort auch eine Predigt gehalten. Im Jahr 1997 präsentierte Viviane Forrester ihren "Ökonomischen Horror" im Kreise der Dämonen, die sie denunzierte! Im selben Jahr ergriff, um der Sorge Schwabs um die spirituelle Dimension Rechnung zu tragen, Paulo Coelho, ein Schriftsteller, dessen Werke in 45 Sprachen übertragen worden sind, das Wort vor der "erlauchten Gesellschaft". Zwei Jahre später erhielt er den Crystal Award von den Cultural Leaders des WEF. Alle ReformistInnen, jene eingeschlossen, die die Einladungen zurückweisen und sich weigern, an Gegengipfeln teilzunehmen, sollten über das nachdenken, was Mike Moore, Direktor der WTO als Schlusswort einer Debatte, die er mit Bové im November 1999 führte, sagte: "Bové: Mensch hat vielleicht die Möglichkeit, sich in Seattle zu sehen. Vielleicht wird es ein großer Aufruhr. Moore: Es wird dort vielleicht 100.000 DemonstrantInnen geben, gewisse um gegen die WTO zu demonstrieren, andere um zu fordern, dass er besser funktioniert. Ich glaube, dass sie Teil der zweiten Kategorie sind! Ich sehe in ihnen einen Verbündeten, wir stimmen in mindestens 40% der Bereiche überein!"
1.5. Die Eingliederung der Technik, der Künste und der Medien.
Die Kontrolle der Technik
Seit 1993 interessiert sich die Fondation mehr für die Industrie selbst. Sie veranstaltete Industriegipfel auch außerhalb des Rahmens von Davos. Der erste Gipfel fand in Cambridge / Massachusetts statt, in Kooperation mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Universität Harvard. Er ist für die "Global Growth Companies" bestimmt. Er versichert ihr, die neuesten technologischen Errungenschaften zu benützen. Diese sind ein kleiner Kreis von Unternehmen, die sich schnell entwickeln und auf der ganzen Welt verkaufen. Mit dem Ziel, die kapitalistische Instrumentalisierung der Wissenschaft zu sichern, gründete das WEF zusätzlich zu den "Industry Governors" und den "Technology Pioneers" einen neuen Bestandteil: die "Academies of Sciences".
Die Gestaltung der "Kultur"
Die Globalisierung muss auch die "Kultur" integrieren und homogenisieren. Die Fondation schuf 1992 ein neues Ressort, genannt die "Global Leaders for Tomorrow", die die Führer der Wirtschaftswelt, der Politik, der Akademien, der Künste und Medien gruppierte, und wo das gemeinsame Kriterium neben der Bekanntheit als Führer in einem spezifischen Sektor ein geringeres Alter als 40 Jahre ist. Anfangs aus 200 Personen bestehend, ist zu erwarten, dass jedes Jahr weitere 100 hinzukommen werden. Im gleichen Jahr sponserte die Fondation die Erschaffung des World Art Forum, das 200 "Leaders of Art and Culture" zusammenfasst. Seit 1995 verleiht dieses Forum einen jährlichen Preis, den Crystal Award, der zusätzlich zum Durchbruch in der Kunstwelt auch einen großen Verdienst bezüglich der interkulturellen Verständigung geleistet hat.
Die Kontrolle der Medien
Um an ihr Ziel zu kommen, lässt die Fondation keinen Aspekt der ideologischen Propaganda aus. Im Jahr 1979 wurde der erste Annual World Competitivness Report publiziert. Er markiert den Anfang der Rechercheaktivitäten der Fondation. Der Co-Direktor des Beirates dieser Publikation ist seit 1996 Jeffrey Sachs, der Direktor des Haward Instituts für internationale Entwicklung. 1998 wurde das Magazin World Link erschaffen, das Journal der Fondation, deren Chefredakteur Schwab ist. Um den Medien zu erlauben, in intensiverer Interaktion mit den Bestandteilen des WEF zu stehen, wurde 1993 das informelle Ensemble der EditorInnen und KommentatorInnen gegründet. Im selben Jahr stellte die Fondation den "Klub der Medienführer" auf die Beine, der die ChefherausgeberInnen der großen Pressegruppen beinhaltet. (!) Die JournalistInnen sind freilich zum Forum von Davos eingeladen.
2. Das Unausgesprochene der kapitalistischen Ethik
"... niemals zuvor schienen die Unstimmigkeiten so unlösbar zu sein: die Trennungslinie zwischen den entwickelten Ländern und den Entwicklungsländern ... Die sozialen, politischen und ethischen Herausforderungen, die durch die Auswirkung der Globalisierung und der
Revolution des Internets sowie der Biotechnologie entstanden sind, prüfen unsere Führungskapazitäten, die Bedeutung unserer traditionellen Ethik und Moral und unsere gemeinsame Fähigkeit, Annäherungen zu konzipieren, welche zu einer globalen, inklusiveren Gemeinschaft führen." Es sind nicht Jospin oder Suzanne George, die so reden, sondern Dr. Schwab.
Es ist wahr, dass wir eine westliche ethische Tradition haben, die die Fächer unserer Bibliotheken füllen, dass wir die Erörterungen über die Werte und die Rechte des Menschen zusammentragen. All diese schönen Phrasen, all diese edlen Schriften sind den bedeutendsten Teilen unserer imperialistischen Barbarei auf den Kopf geworfen worden und haben zugleich überlebt, ohne grundlegend in Frage gestellt zu werden. Führen wir zur Erinnerung einfach die Ausrottung der IndianerInnen in Amerika an, den Missionarismus und andere Formen der kolonialistischen Apartheid oder – aktueller – den heutigen Neokolonialismus über die weltweite Ausdehnung der kapitalistischen Wirtschaft. Es ist heutzutage sicherlich wirtschaftlich rentabler, die "Wilden" zu zähmen, um aus ihnen billige Arbeitskräfte zu machen, als sie auszurotten. Freuen wir uns: nach der Entsorgung unseres beständigsten Mülls (Touristen, Schwermetalle, radioaktive Abfälle,...), haben sie bald auch etwas von infiziertem Blut und dem Rinderwahnsinn! Man könnte sich wundern – sich sogar manipulieren lassen – durch diesen plötzlichen Volontarismus des Kapitals für eine mehr auf Gleichheit aller ausgerichtete Welt. Der glühend verehrte Adam Smith - Vater der politischen Wirtschaft - muss sich im Grab umdrehen. Hat er nicht die ethische Grundlage der Aufteilung der Reichtümer formuliert, die uns bis zum Ende des 20. Jahrhunderts immer wieder herunter gebetet worden ist:
"Die einsamen Reichen wählten das aus, in der Gemeinschaftsmasse, was es an Kostbarstem und Seltenstem gab. Sie konsumieren kaum mehr als der Arme: und trotz ihrer Gier und ihres Egoismus (...) teilen sie mit dem letzten Hilfsarbeiter das Produkt der Arbeiten, die sie verrichten werden. Eine unsichtbare Hand scheint sie zu zwingen, an derselben Verteilung der lebensnotwendigen Dinge mitzuwirken, die stattgefunden hätte, wenn das Land an jeden seiner Bewohner zu gleichen Anteilen gegeben worden wäre; und ohne also die Absicht zu haben, sogar ohne es zu wissen, dienen die Reichen dem sozialen Interesse und der Vermehrung des Menschengeschlechts. Die Vorsehung, die sozusagen das Land unter einer geringeren Anzahl von reichen Menschen aufgeteilt hat, hat diejenigen nicht im Stich gelassen, denen es vergessen zu haben schien, einen Teil zuzuteilen, und sie haben ihren Anteil an allem, was sie hervorbringt." (Adam Smith, Théorie des sentiments moraux, 1759).
Wenn Mensch die Zitate von Schwab und Smith vergleicht, ist eine Veränderung des Untertons feststellbar, der eine teilweise Erklärung im Fall des Kommunismus findet. Freilich, wenn die Bevölkerung heutzutage immer ungeduldiger ist, eine gerechtere Welt zu sehen, dann ist es wie bis 1989, der Kapitalismus instrumentalisierte den sowjetischen Block dergestalt, dass Mensch in unseren Demokratien an den Erfolg von Reformen glaubte wie an eine Gewissheit. Denn von der gesamten Anwandlung, das System zu beseitigen, nahm Mensch an, keinen anderen Ausweg als den Stalinismus zu haben. In Anschluss an den Untergang des "Reichs der Bösen" versteht die Bevölkerung künftig immer weniger, weshalb die wiederholten Reformen die Ungleichheiten bestehen lassen und verschlimmern. Angesichts der Widersprüche, die das immer dominantere Kapital mit dem gleichzeitig geltend gemachten Idealen der Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit in der Verteilung der Reichtümer hervorbringt, reagieren die Bevölkerungen damit, bei jedem Gipfel der Institutionen des Kapitals, ihren Überdruss zu skandieren.
Der Mai 1998, zur Zeit der Demonstrationen gegen die WTO in Genf, ist ohne Zweifel der Moment, wo dieses "die-Schnauze-voll-haben" wieder heftige Gestalt angenommen hat. Die Sprache des Kapitals musste diese Reaktionen auf ihre Kappe nehmen. Sie konnte ihre süffisante Arroganz nicht länger bewahren. Unter den Protestierenden, die jedoch noch an die Macht des Marktes glauben, ein ausreichend grundlegender Zweifel, der ihnen zu verstehen gestattete, dass es die kapitalistische Organisierung der Gesellschaft ist, die – gestützt von der Rechten oder von der Linken – verantwortlich für diese Ungleichheiten ist. Um das Abdriften in einen tatsächlichen Antikapitalismus zu vermeiden, formuliert das neoliberale Projekt heute ein: "Bürger und demokratische Repräsentanten der zivilen Gesellschaft, ich habe euch verstanden!". Es geht darum, den gesamten Protest, der die Grundlagen des kapitalistischen Systems in Frage stellt – und besonders die gesamte autonome Aktion –, zu delegitimieren, um ihn in Zaum halten zu können. Um das zu erreichen, will uns das Kapital weismachen, dass es dem Protest zuhört; aber nur, wenn er im Rahmen erfolgt. Es entscheidet auch, in welcher Massnahme die vorgeschlagenen "Reformen" der "Bürgerbewegung" "rational" in das kapitalistische Projekt integriert werden können. Genauso viele Agitationen der Gesellschaft des Schauspiels, die die Form der Gegen-Gipfel annehmen, werden meistens vom Kapital selbst organisiert, aber manchmal – Mensch wird sich darüber nicht wundern – von den reformistischen Eliten.
Die aktuelle Propagandaoffensive des Kapitals bringt die reformistischen Bürgerbewegungen in Bedrängnis, denn auf der Ebene der zum Ausdruck gebrachten Werte unterscheidet sich die Rechte nicht mehr von der Linken (!!!).
Der Reformismus schwimmt in einem Paradoxon, weil er einerseits angesichts der unbarmherzigen Härte der Begebenheiten seine Träume von Gerechtigkeit dermassen ernst nimmt, dass er nicht ernsthaft der Rohheit der Tatsachen Rechnung zu tragen wagt. Auf der anderen Seite wagt er nicht, seine Träume ausreichend ernst zu nehmen, wenn es darum geht, die Möglichkeiten der Umgestaltung der Gesellschaft durchzudenken. Es wäre an der Zeit, dass sich alle Protestierenden darüber im Klaren sind, dass der Wirtschaftskrieg tatsächlich jeden Tag real existiert und dass er, auf eine subtilere Art, für eine Anzahl an viel grösseren Verbrechen verantwortlich ist als jene, die wir anzuprangern pflegen [5] (!!!). Die durch die wirtschaftliche Rationalität des Systems aufgezwungenen Entscheidungen verursachen den Tod an Millionen Individuen; aber die Entscheidungsträger verbergen ihre Verantwortlichkeit, indem sie an das Internationale Straftribunal appellieren, um die zweitrangigen Verbrecher zu verurteilen, denen sie die Waffen geliefert haben (!). Noch niemals in der Geschichte hat Mensch erlebt, dass – wenn die Macht von einem fanatischen Klüngel beansprucht wird und folglich dem Rest der Individuen, die die Gesellschaft bilden, entrissen wird – diese sie durch Verhandlung zurückerlangen. Der gesamte Geist eines Kompromisses birgt bereits sein künftiges Zugeständnis in sich: Mensch wirft sich in den Schlund des Wolfes, während Mensch die Hoffnung hegt, ihn menschlich machen zu können. In unserer Tradition gibt es die (aufrichtig?!) zur Schau getragene Moral und die stillschweigende, implizite Moral, die laut Hayek für alle Zeiten unaussprechlich ist:
"Es ist die Unterwerfung des Menschen unter die unpersönlichen Kräfte des Marktes, die – in der Vergangenheit – die Entwicklung einer Zivilisation möglich gemacht hat, die sich ohne das nicht entwickelt hätte können; durch die Unterwerfung beteiligen wir uns täglich daran, etwas zu errichten, das zu gross ist, als dass wir es voll und ganz erfassen können."
Kurz gesagt, Gottes Wege sind unergründlich, aber sie gestatten dennoch all die Verletzungen der Unversehrtheit von Individuen, Völkern und der Natur.
Für uns hingegen tritt die implizite Moral nur bei einer aufmerksamen Betrachtung der Tatsachen zutage. Wenn Mensch bedenkt, dass die kapitalistische Ethik sich nicht nur in Phrasen manifestiert, sondern auch in der Welt der Produktion, wird Mensch gezwungen sein, in der unendlichen Liste von Skandalen, die sie hervorbringt, mehr zu sehen als einfache Widersprüche zu den zur Schau getragenen Idealen. Dies hiesse sonst zu vergessen, dass zum Beispiel die Rentabilität, die schwarzen Zahlen, die Unterwerfung unter die Autorität, die Entwicklung und das Wachstum wesentliche Bestandteile der moralischen Philosophie unserer Gesellschaft sind und nicht nur die eines so genannten "barbarischen Minderheitskapitalismus".
Nun sind es aber diese impliziteren Werte, die im Moment von Entscheidungen immer wieder auf die Beine kommen – andernfalls würde solch eine Welt der Produktion unmöglich werden. Aus dieser Untersuchung der Fakten werden sich bestimmte Charakteristika der traditionellen Ethik unserer industriellen Zivilisation ergeben. Mensch wird auch erkennen können, an welchen Punkten sich die unantastbaren demokratischen Institutionen – Regierung, Justiz, Universität – in Bezug auf die unerbittlichen wirtschaftlichen Verhältnisse in einer schwachen Position befinden. Wir werden weiters die Konsequenzen erläutern, die wir daraus für unsere Aktionen ableiten, sowie die politische Position, die einzunehmen ist, um sich an einer wirklichen Veränderung der Gesellschaft zu beteiligen und um zu vermeiden, sich von der Ideologie und den vielfältigen Facetten des Kapitals wieder vereinnahmen zu lassen.
Liebe LeserInnen, lasst euch von der Geschichte nicht verhexen: DuPont und Monsanto [6] sind nur irgendwelche Gestalten unter so vielen anderen im Dschungel der multinationalen Unternehmen. Wenn ihr ihre Unternehmensstrategie für widerlich haltet, bewahrt im Kopf,
da es Millionen anderer Unternehmen gibt, die – jedes auf ihre Art – dieselben Vorgangsweisen anwenden – andernfalls würden die AktionärInnen nicht von einem zweistelligen Wachstum profitieren; auch würden sie ihre Aktien verkaufen und die Firmen würden in Konkurs gehen. Um in der kapitalistischen Welt zu überleben, ist man daher
gezwungen, korrupt zu sein.
2.1. Der Aspekt der impliziten Moral des Kapitalismus und die Selbstrechtfertigung seiner Verbrechen
1991 ließ Larry Summers, damals Leiter der wirtschaftlichen Studien der Weltbank, der später stellvertretender Sekretär für Staatsfinanzen unter der Führung Clinton wird, eine Mitteilung verbreiten, in der er erklärte, dass das beste Mittel zur Reduktion der sozialen Kosten der Umweltverschmutzung darin besteht, die verschmutzenden Fabrikanlagen
in die wirtschaftlich unterentwickelten Länder zu verlegen: "Die wirtschaftliche Logik, nach der man giftige Abfälle in die Länder mit den niedrigsten Löhnen beseitigen müsste, ist meines Erachtens tadellos." Die Lebenskosten eines/r durchschnittlichen Bürgers/Bürgerin entwickelter Länder ist höher als jene eines/r entsprechenden Bürgers/Bürgerin der "Dritten Welt". Auch ist es besser, wenn Krankheit und Tod dort eintreten, wo der entgangene Gewinn geringer ist. Positiv formuliert wird der Kapitalismus sagen, dass der Import verschmutzter Fabrikanlagen den BewohnerInnen der "Entwicklungsländer" ersparen wird, frühzeitig zu verhungern – o d e r, um die Wort Summers zu gebrauchen: "Jede Strategie bezüglich der
Umweltprobleme, die das Wachstum armer Länder bremst ... ist vollkommen unmoralisch." Wenige lehnten sich gegen Summers Äusserung auf. Nun aber war die Äusserung selbst eng verbunden mit den utilitaristischen Voraussetzungen, die die Grundlage der kapitalistischen
Doktrin bilden. Jener, der/die daran Anstoss nehmen würde, ohne diese Welt der Produktion in Frage zu stellen, gäbe nur Lärm von sich; er/sie würde die Augen vor der Logik verschließen, die das vorherrschende System trägt: Die Prinzipien der Basis, die diese Produktionswelt rechtfertigen, die auf der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen
beruht, rechtfertigen genauso Summers Äusserung wie die "Lösung", die für das Problem des Treibhauseffektes geliefert worden ist. Alles beruht auf dem Grundsatz oder Hauptprinzip der kapitalistischen Wirtschaft nach der "sich jede Vorliebe auf einem realen – oder potenziellen – Markt in Form einer Nachfrage artikulieren können muss; jene, die nicht auf eine zahlungsfähige Nachfrage verweist, wird als null und nichtig betrachtet." Folglich existiert in einer Gesellschaft des Marktes das Individuum lediglich entsprechend seiner Kaufkraft[7] und gelangt nur durch seine Zustimmung zu zahlen zu Gütern. Im Klartext bedeutet das, dass die Güter der Umwelt für die Armen gleichgültig sind. Da sie nun einmal nicht die Mittel haben, sie zu bezahlen, wird ihnen demzufolge unterstellt, dass sie der Qualität ihrer Umwelt gleichgültig gegenüberstehen. So rechtfertigt die bestehende Wirtschaftstheorie allem Anschein nach Larry Summers Vorschlag. Die Veranschaulichung der Theorie liefern unter anderem jene Beispiele:
Die Slums um die Fabrik Union Carbide (UC) in Bophal
In der Nacht vom 2. auf den 3. Dezember 1984 löst ein Leck im Tank der Pestizidfabrik "Union Carbide" die grösste Industrielle Katastrophe der Geschichte aus. Vierzig Tonnen Methylsozianat verteilen sich über die Stadt. Die offizielle Bilanz lautet 7.000 Tote. Die Opfervereinigung spricht von der doppelten, sogar dreifachen Zahl. Denn die Wirkungen des Gases haben im Laufe der vergangenen fünfzehn Jahre nicht aufgehört zu töten. Das multinationale Unternehmen und seine FührerInnen sind unbestraft geblieben. Sie haben in der verlassenen Fabriksanlage Bottiche hinterlassen, die giftige Substanzen enthielten, die – da sie in den Untergrund ausliefen – die Gewässer Bophals verschmutzten. Am 16. November 1999 wurde eine Kollektivklage gegen Union Carbide und den ehemaligen Verantwortlichen Warren Anderson vor einem New Yorker Gericht eingebracht. Sie beschuldigt die Union Carbide, den Beweis einer "Gleichgültigkeit gegenüber dem menschlichen Leben in der Gestaltung, der Führung und der Wartung" der Fabrik erbracht zu haben. Hat sie Chancen, zu etwas zu führen? Die Firma hat soeben mit Dow Chemicals fusioniert, um das zweitgrößte Pestizidunternehmen der Welt zu werden. Die Verantwortung ist gewissermaßen in dem 10 Milliarden Dollar Beitrag des Geschäfts aufgelöst. Was die Filialen der Firme anbelangt, sie florieren in Indien unter einem anderen Namen.
Ölraffinerie am Rande der grössten Metropole
Eine Erdölraffinerie im Tal von Mexiko, heute geschlossen, aber deren Folgen sich immer noch sehr stark bemerkbar machen: An so einem Ort wie in der Hauptstadt – deren Luft die am stärksten verschmutzte der Welt ist – ist es für die, die Dollars besitzen, möglich, sich einen Zug puren Sauerstoffs zu kaufen; die dreissig Sekunden würden dort um 1,25 verkauft werden. Man wird in einer Art Telefonzelle bedient. Der Hörer... Verzeihung, die Gesichtsmaske wird auf das Gesicht gelegt, nicht auf das Ohr.
Das Ableiten von giftigen Abfällen in das Wasser
Die Einrichtung des Abflusses an den Ufern der Bucht von Minamata in Japan, der die Gewässer verseuchte, indem er über die Jahre mit dem Segen der Autoritäten und trotz der zahlreichen Todesfälle dank dieser Verschmutzung Quecksilber hineinfließen ließ. Die liberalen Wirtschaftswissenschafter werden uns versichern, dass die Opfer dieser Katastrophen wirtschaftlich einverstanden waren – wenn ihr Mut (oder ihre Geringschätzung der Leute) sie dazu bringt, auch so aufrichtig wie Summers zu sein (wenn euch das unverständlich erscheint, dann lest noch einmal weiter vorne das Hauptprinzip der
kapitalistischen Wirtschaft).
ENDE DES ÜBERNOMMENEN BEITRAGS
[1] Neffe von WEF-Gründer Prof. Dr. Klaus Schwab
[2] Ist diese CCI dann auch verantwortlich für die „Finanzkrise“ in der westlichen Welt seit 2008?
[3] MAI = Multilateral Agreement on Investment, zwischen 1995-1998 beschlossen, siehe Wikipedia
[4] Siehe Finanzprobleme Griechenland 2009, wo GEAB diese Formulierung ohne Quellenhinweis übernahm! GEAB = Global Europe Anticipation Bulletin des LEAP = Laboratoire Européen d’Anticipation Politique.
[5] Ob das wohl auch die Nazi-Verbrechen betrifft, über die die Medien auch heute noch regelmässig berichten? Die nachfolgenden Ausführungen erwecken sogar den Eindruck, als ob nur diese gemeint sind.
[6] siehe oben Seite 2
[7] Primat der Kaufkraft seit 6000 Jahren Menschheitsgeschichte anstelle des Primats der Lebenskraft